Warum Belohnungen deinem Kind NICHT schaden

Ein weit verbreitetes Missverständnis vieler moderner Erziehungsansätze ist die Vorstellung, jegliche Form von elterlicher Belohnung schwäche die intrinsische Motivation des Kindes. Oft wird argumentiert, dass Kinder ohne äußere Anreize besser lernen, aus einem inneren Wunsch heraus „das Richtige“ zu tun. Diese Vorstellung klingt im ersten Moment überzeugend, aber es werden dabei sowohl psychologische Erkenntnisse als auch biblische Prinzipien ignoriert. Dass Belohnungen als natürlicher und wertvoller Bestandteil des Lernprozesses einen positiven Effekt haben, ist wissenschaftlich bewiesen.

Schon bei Babys zeigt sich deutlich, wie tiefgreifend positive Verstärkung wirkt. Lacht ein Baby und wir lächeln zurück, dann widerspiegelt es unser Lachen gleich nochmal und strahlt dabei sogar noch mehr. Diese gemeinsam erlebte Freude stärkt nicht nur die Bindung, sondern gibt dem Baby auch das Signal, dass sein Verhalten willkommen ist. Im Gegensatz dazu stellen Babys, die nie angelächelt werden, irgendwann das eigene Lächeln ein – ein klares Zeichen dafür, wie stark ihr Verhalten von unserem sichtbaren Feedback geprägt wird. Durch das einfache Spiegeln seines Lächelns vermitteln wir dem Baby: „Du bist gesehen und dein Ausdruck ist wertvoll.“

Diese Antwort auf positive Rückmeldung zieht sich durch das gesamte menschliche Leben. Kinder – und auch Erwachsene – entwickeln sich dank der Reaktionen ihrer Umgebung. Sei es ein Lob, ein ermutigendes Nicken oder ein einfaches Lächeln – positive Verstärkung von außen gibt uns die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Auch im Alltag begegnen uns häufig Belohnungen. Wenn ein Kind seine Hausaufgaben schnell erledigt, hat es danach mehr Zeit zum Spielen – das ist eine natürliche Belohnung für seine Mühe. Oder wenn die ganze Familie die Arbeiten im Haushalt rechtzeitig zu Ende bringt, wird der Abend vielleicht mit einem gemeinsamen Spiel belohnt. Belohnungen gibt es nicht nur in Form von guten Noten oder Lob für wünschenswertes Verhalten. Gemeinsam verbrachte Zeit, wertvolle Erlebnisse, ein Lächeln oder eine gemütliche Atmosphäre können ebenso als belohnend empfunden werden.

Belohnung als biblisches Prinzip

In der Bibel finden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass gute Entscheidungen Belohnungen zur Folge haben. So heißt es beispielsweise in Lukas 16,10: „Wer im Kleinen treu ist, der ist auch im Großen treu.“ Dieser Vers verdeutlicht, dass Treue und verantwortungsvolles Handeln in kleinen Dingen als Übung dienen und positive Konsequenzen nach sich ziehen. Nur wer sich hinsichtlich kleiner Aufgaben bewährt, wird auch größeren Herausforderungen gewachsen sein. Hier wird zudem das göttliche Prinzip von Saat und Ernte sichtbar: Wer weise und treu bzw. verantwortungsvoll handelt, wird die Früchte seiner Entscheidungen und seines Handelns sehen; also belohnt werden – in Form von positiven Ergebnissen oder größeren anvertrauten Aufgaben.

Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Geschichte von Salomo, der, als er König von Israel wurde, Gott um Weisheit bat, anstatt nach Reichtum oder Macht zu fragen. Gott belohnte ihn dafür und segnete ihn nicht nur mit außergewöhnlicher Weisheit, sondern auch mit Reichtum und Ehre (1. Könige 3,11-14). Hier sehen wir, dass Belohnungen nicht nur menschliche Anreize sind, sondern auch Teil von Gottes Wesen.

Psychologische Auswirkungen von Belohnungen

Unsere Tendenz, positives Verhalten belohnen und damit verstärken zu wollen, ist natürlich und – wie ich glaube – von Gott gegeben. So reagieren wir z. B. ganz intuitiv lobend auf die Fortschritte unserer Kinder. Wenn ein Baby seine ersten Schritte macht, freuen wir uns überschwänglich. Diese Reaktion ist bereits eine Form der Belohnung – ein Ausdruck von Zuneigung und Bestätigung, der dem Baby signalisiert: „Du machst es richtig, ich freue mich über dein Lernen und deine gesunde Entwicklung.“ Solche natürlichen lobenden Reaktionen stärken die Bindung zwischen Eltern und Kind und schaffen ein tiefes Vertrauen im Herzen des Kindes, weil es merkt: „Ich werde gesehen.“ Das gilt auch für unsere älteren Kinder. Wenn wir sehen, dass sie sich Mühe geben, loben wir sie von Herzen, weil wir uns aufrichtig über ihren Fortschritt freuen.

Wenn wir jedoch versuchen, diese natürliche Reaktion zu unterdrücken – aus Angst die intrinsische Motivation des Kindes zu zerstören – entfernen wir uns von unserer Intuition und schenken der leisen Stimme Gottes in unserem Herzen kein Gehör.Das ist nicht nur schade, sondern auch gefährlich. Denn wenn wir als Eltern mit Gottes Geist im Einklang sind, verstehen wir viel besser, was unsere Kinder wann und wie brauchen. Wenn wir hingegen anfangen, auf alle möglichen Erziehungstipps um uns herum zu hören, überhören wir oft Gottes innere Führung. Das führt zu Verwirrung und Unsicherheit darüber, wie wir unseren eigenen Kindern in gewissen Situationen begegnen sollen und wie wir ihnen gute Eltern sein können.

Psychologisch betrachtet ist es zudem schädlich, wenn Kinder niemals die positiven Folgen ihres Verhaltens erfahren. Diese erleben sie in der Reaktion der Eltern. Wenn Eltern sich bewusst zurückhalten, kann das die emotionalen Fähigkeiten der Kinder dämpfen und einen negativen Effekt auf ihre innere Stabilität, ihre Selbstständigkeit und ihre Problemlösungsstrategie haben.

Belohnungen als gottgegebenes Mittel  für natürliche positive  Verstärkung

Jemanden zu belohnen, ist keine Manipulation. Es ist eine natürliche und bewährte Methode, solange sie spontan aus unserem Herzen heraus geschieht. Intuitives, aufrichtiges Loben und positive Rückmeldungen in verschiedener Form stärken die Bindung und helfen den Kindern, ihren Weg im Leben zu finden. Unser deutlich erkennbares, positives Feedback zeigt ihnen, dass gute Entscheidungen positive Konsequenzen nach sich ziehen und dass ihre Bemühungen und Fortschritte nicht ins Leere laufen, sondern von ihrer Umgebung freudig wahrgenommen werden.

In der Bibel lesen wir, dass Gott weise Entscheidungen und Treue belohnt. Eltern, die ihren Kindern liebevoll vermitteln, dass gutes Verhalten zu positiven Ergebnissen führt, handeln also im Einklang mit biblischen und psychologischen Prinzipien.

Durch liebevolle Bestätigung in der Erziehung lernen unsere Kinder, innerlich motiviert zu sein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln – eine Eigenschaft, die ihnen in vielen Bereichen ihres Lebens zugutekommt.