Von Erwartungen, Glauben und Enttäuschungen
Ich habe gelernt, dass man nicht immer auf allen Ebenen gleichzeitig Siege erleben kann. Doch jedes Mal, wenn ich auf einem Gebiet einen Sieg errungen habe, spürte ich Gottes Nähe und wuchs in meiner Beziehung zu ihm. Diese Erfahrungen wurden zum Ausgangspunkt für weitere Siege. Es ist kein geradliniger Weg, sondern eher ein holpriger Aufstieg, aber am Ende geht es doch bergauf – so war es auch mit meinen Geburten. Rückblickend auf meine ersten Geburten wurde mir klar, wie sehr sie mein Leben und meine Beziehung zu Gott positiv geprägt haben.
Die erste Geburt: Unvorbereitete Erfahrungen
Als Niederländerin war für mich die Vorstellung einer Hausgeburt selbstverständlich. In den Niederlanden ist es relativ normal, zu Hause zu entbinden, solange keine medizinischen Komplikationen vorliegen. Diese Selbstverständlichkeit prägte auch meinen eigenen Geburtsplan – ich bereitete mich kaum vor, da ich fest davon ausging, dass alles gut verlaufen würde. Zudem hörte ich stets die beruhigenden Worte meiner Mutter, die mir versicherte, dass ich eine leichte Geburt ohne Schmerzen haben würde, so wie sie und ihre Mutter vor ihr.
Ich nahm diese Annahmen fest in mein Herz auf und blendete jede Horrorgeschichte aus, die ich über Geburten hörte. Sie schienen mir nicht relevant, denn für mich würde es anders sein – das glaubte ich fest. Und tatsächlich: Meine erste Geburt verlief in vielerlei Hinsicht gut. Sie dauerte nur 4 Stunden und 20 Minuten, und ich hatte eine wunderbare Hebamme an meiner Seite. Doch eine Sache überraschte mich: die Schmerzen.
Der Schock der Realität
Obwohl ich fest an eine leichte Geburt geglaubt hatte, wurde ich von der Intensität der Schmerzen überrollt. Während der ersten Stunden der Geburt wurde mir klar, dass ich nicht darauf vorbereitet war. Ich erlebte einen Wehensturm, der erst endete, als die Presswehen begannen. Zu meiner großen Erleichterung waren die Presswehen nicht schmerzhaft – endlich konnte ich wieder sprechen und auch um Wasser bitten, was ich während der Wehen trotz großen Dursts nicht geschafft hatte.
Trotz der intensiven Schmerzen war das Ergebnis natürlich wunderschön: Mein Baby war gesund, und ich konnte die Geburt relativ schnell vergessen. Im Wochenbett kam sogar schon der Wunsch auf, bald ein weiteres Kind zu bekommen – was zeigt, wie schnell man solche intensiven Schmerzen hinter sich lassen kann.
Die zweite Geburt: Glaube an eine schmerzfreie Geburt
Als ich das nächste Mal schwanger wurde, stolperte ich zufällig über ein Buch von Jackie Mays, in dem sie von schmerzfreien Geburten berichtete. Das Buch selbst würde ich nicht uneingeschränkt empfehlen, aber die Kernbotschaft blieb bei mir hängen: Wegen Jesu Sieg am Kreuz könnten wir eine Geburt ohne Schmerzen erleben. Ich nahm diese Botschaft sofort an und glaubte, dass dies auch für mich gelten könnte.
Drei Monate vor der Geburt begann ich, Bibelverse über eine schmerzfreie Geburt zu proklamieren. Mein Mann und ich sprachen sie gemeinsam während unserer Spaziergänge laut aus, und ich hoffte auf eine diesmal schmerzfreie Geburtserfahrung.
Die Geburt: Eine enorm besondere Erfahrung
Der Tag der Geburt war tatsächlich besonders. Am Nachmittag spürte ich leichte Kontraktionen, aber sie waren so sanft, dass ich mir nicht sicher war, ob es wirklich losging. Am Abend hatte ich dann plötzlich das Gefühl, dass das Baby bald kommen würde, obwohl ich keine weiteren Anzeichen spürte. Ich legte mich ins Bett, konnte aber nicht schlafen – eine unerklärliche Intuition sagte mir, dass es bald soweit sein würde.
Ich bereitete alles vor: Kerzen, meine Matte im Wohnzimmer, und ich schrieb Nachrichten an meine Mutter und Freundin mit den Worten: „Obwohl ich noch nichts spüre, bin ich mir sicher, dass es bald losgeht.“ Und tatsächlich: Eine Viertelstunde später begannen die Kontraktionen. Zunächst waren sie schmerzfrei – eine ganz andere Erfahrung als bei meiner ersten Geburt.
Doch gegen Ende, als die Hebamme eintraf, änderte sich etwas. Die Schmerzen kamen zurück, und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Obwohl die Geburt insgesamt nur 45 Minuten dauerte, fühlte ich mich enttäuscht. Ich hatte Schmerzen, obwohl ich so fest an eine schmerzfreie Geburt geglaubt hatte.
Die Herausforderung des Glaubens: Enttäuschung und neue Erwartungen
Meine Tochter war schnell da, und es gab viele wundervolle Momente während der Geburt. Ich konnte sie sogar selbst auffangen, was ein unvergessliches Erlebnis war. Alles war gut verlaufen. Doch leider überwog meine Enttäuschung über die Schmerzen die Freude über die Geburt. Ich fokussierte mich zu sehr auf das, was ich nicht erlebt hatte, und begann zu zweifeln, ob es sich überhaupt lohnte, so viel Energie in eine schmerzfreie Geburt zu investieren. Warum all diese Mühe und Zeit, wenn ich am Ende doch Schmerzen hatte und mich noch schlechter fühlte, weil ich sie nicht erwartet hatte?
Bei meiner nächsten Schwangerschaft entschied ich mich, die Sache entspannter anzugehen. Ich setzte mein Vertrauen wieder in eine schnelle, gute Hausgeburt – diesmal in der Badewanne. Doch was diese Entscheidung für mich bedeutete, erfährst du im nächsten Blog.